Pont
de mémoire - Brücke der Erinnerung
Die
Erinnerung ist kein passives, unfreiwilliges Zurückkommen
auf etwas, was vergangen ist. Erinnerung ist in mehrfacher
Hinsicht aktives und wertvolles Tun. Es wäre schade,
die Fähigkeiten der Erinerung nicht zu nutzen und zu
pflegen.
Zunächst können wir durch das Sich-Erinnern unsere
persönliche wie kollektive Identität bereichern.
Das geschieht dadurch, dass wir die einzelnen Glieder jener
Kette von Menschen kennenlernen, die uns vorausgegangen
sind. Wir können uns so den anderen gegenüber
besser einordnen, uns selbst verwirklichen und begründete
Entscheidungen treffen.
Sodann ist das Sich-Erinnern auch eine Verpflichtung den
Frauen und Männern gegenüber, die uns in der Arbeit
und Erfüllung dessen vorausgegangen sind, was gerade
zu tun war, als sie das Leben weitertrugen.
Die Ereignisse der
Vergangenheit lassen manchmal negative Spuren und Verwundungen
zurück, die über viele Generationen weitergegeben
werden. Erinnerungsarbeit darf aber nicht ein ständiges
Wiederholen derselben Lehren und Vorurteile sein, sondern
hat die Aufgabe, die Vergangenheit immer besser zu verstehen
und mit gewisser Distanz in ihrem Kontext zu leben. Diese
echte Erinnerungsarbeit - nach Sigmund Freud ist es "therapeutische
Erinnerung" - trägt in sich eine große Kraft
der Erneuerung und des Fortschritts. Kommt sie nicht zustande,
wird sie zur Gefahr und kann im Unbewußten Täter
und Opfer zu Wiederholungshandlungen treiben. Verdrängung
kann zu zwangshafter Wiederholung oder zur Depression führen.
Schließlich bedeutet das Sich-Erinnern an Menschen
jenen unzähligen Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen, die durch die geschichtlichen
Ereignisse weggefegt wurden. Sie werden dadurch gewissermaßen
wieder ins Leben gerufen. Aber nur dadurch, dass man ihnen
Erinnerung, ja Anerkennung widmet, wird es möglich,
sie wieder in die Mitte der menschlichen Gemeinschaft zu
stellen - an einen ihnen gebürenden Ehrenplatz .
Unsere deutsch-französische Gesellschaft SFA trägt
und pflegt historisches Erbe und ist besonders sensibel
für die Notwendigkeit des Sich-Erinnerns. Erinnernung
zum einen an jene, die das Alltagsleben in Auvillar mit
den anderen geteilt und häufig auch geprägt haben.
Zum anderen auch an jene großen Frauen und Männer,
die zur Ermöglichung von Europa Brücken gebaut
haben. Unsere "Brücke der Erinnerung" versteht
sich als Hoffnungszeichen für die Zukunft.
Marie José Ballouhey und Gerhard
Schneider,
mit Laurence et Thomas